Ehrung durch die Deutsche Bundespost:
Sondermarke für Ludwig Feuerbach

 

Am 08. Juli 2004 war es endlich soweit: Auf Anregung von vielen Seiten hin, natürlich auch durch die Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft Nürnberg, ist bei der Deutschen Bundespost die Sondermarke zum 200. Geburtstag von Ludwig Feuerbach erschienen. Die Marke mit dem Wert 1,44 EUR wird auf dem Zehnerblock von einem Zitat Ludwig Feuerbachs umrahmt, das Sie schon länger auf unserer Homepage im Original einsehen können, und zwar oben auf der Seite Archiv Feuerbachzitate

Hier nun die Abbildung der vergrößerten Einzelmarke sowie des Zehnerblocks mit dem Zitat auf den Randstreifen.

Und hier der Ersttagsbrief der Deutschen Bundespost einschließlich der verworfenen Entwürfe:


Herrn Ministerialrat Hans-Jürgen Stubig, Rheinbach, Mitglied der Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft Nürnberg, gilt unser Dank für die hier folgenden vier Abbildungen und die Vorstellung der zu dieser Gelegenheit herausgegebenen Ersttagsbriefe:

Zur Sondermarke wurde von der Postverwaltung auch der Tag (Ersttag) festgelegt, an dem die Briefmarke erstmalig verkauft und zum Frankieren von Briefen zugelassen wurde. Dieser Tag wurde auf den 8. Juli 2004 festgelegt.
Der Erstausgabetag einer Briefmarke wird auf sogenannten Ersttagsbriefen (First Day Cover) dokumentiert. Am häufigsten werden hierfür Schmuckumschläge verwendet, die in der Regel eine zur Sondermarke passende Illustration am linken Rand zeigen und mit einem Ersttagsstempel der Post entwertet wurden. Im Vergleich zur ursprünglichen Auflage der Sondermarke (21 Mio.) sind Ersttagsbriefe sehr selten. Hier einige Abbildungen solcher Ersttagsbriefe.

Dieser Ersttagsbrief im Format 114 x 162 mm ist mit dem Logo Deutsche Post PHILATELIE versehen und zeigt neben einem Portrait Ludwig Feuerbachs, eine stilisierte schreibende (linke) Hand sowie eine Unterschrift Faksimile.

Dieser Ersttagsbrief im Format 96 x 164 mm wurde von dem Künstler Paul Effert, Kaarst gestaltet, der neben der Sondermarke zum 200. Geburtstag von Ludwig Feuerbach auch die unten gezeigten Ersttagsstempel der Post entworfen hat.

Dieser ist geringfügig kleiner (Format 93 x 164 mm) und mit einem in Schwarz und Weiß gestalteten Portrait versehen.

Ein mit Goldprägung (der Namenszug L. Feuerbach) verzierter und in limitierte Auflage mit Einzelnummerierung versehener Ersttagsbrief (Format 93 x 162 mm) aus dem FDC ETABO Verlag in Bonn.


Zu dieser Marke gab das Bundesministerium für Finanzen auch ein Ersttagsblatt heraus, zu dem unser Mitglied Prof. Dr. Werner Schuffenhauer, Berlin, der Herausgeber der Werke Ludwig Feuerbachs, den folgenden Text mit einem Überblick über Leben und Werk des Philosophen beitrug, den er uns dankenswerter Weise zur Verfügung stellte:

200. Geburtstag Ludwig Feuerbach

Ludwig Andreas Feuerbach, einer der bedeutendsten Philosophen, Philosophiehistoriker und Religionsphilosophen des 19. Jahrhunderts, wurde als vierter Sohn Paul Johann Anselrn von Feuerbach, der als Rechtswissenschaftler und Strafrechtsreformer insbesondere für Bayern hochverdienstlich wirkte, am 28. Juli 1804 in Landshutgeboren. Seine Kindheit und Schulzeit vollzog sich entsprechend den wechselnden Stellungen des Vaters in Landshut, Bamberg, München und Ansbach. Er studierte protestantische Theologie in Heidelberg und anfangs in Berlin, wurde dann aber Schüler des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Er schloss sein Studium in Erlangen ab, wo er zum Doktor der Philosophie promovierte und als Privatdozent bis 1836 wirkte. Während seiner Studentenjahre war er Anhänger der alsbald verbotenen Burschenschaftsbewegung, die sich die Überwindung der rückständigen Verhältnisse und kleinstaatlichen Zersplitterung Deutschlands auf die Fahnen geschrieben hatte. In Erlangen vermochte der junge hoch befähigte Philosoph mit seinen kritischen Auffassungen, obwohl durch zahlreiche Veröffentlichungen insbesondere zur Geschichte der Philosophie bereits weithin bekannt und anerkannt, nicht sein Glück zu machen. Wegen der mehrfachen Verweigerung einer akademischen Anstellung zog er sich von der Universität zurück, um sich fortan als Privatschriftsteller durchzuschlagen. Er zog nach Bruckberg bei Ansbach, wo er seine Frau Bertha fand und wo ihm zwei Töchter geboren wurden, Leonore und später Mathilde, die jedoch zweijährig starb.

In Bruckberg entstanden bedeutende philosophiegeschichtliche Werke über Gottfried Wilhelm Leibnitz (1837) und Pierre Bayle (1838) sowie das geradezu als umwälzend angesehene »Wesen des Christentum« (1841). die »Vorläufigen Thesen zur Reformation der Philosophie« (1842) und die »Grundsätze der Philosophie der Zukunft« (1843). Zunächst hatte Feuerbach an der Seite der Junghegelianer den Konservativismus in Philosophie, Rechtsphilosophie und Theologie bekämpft. Mit den letztgenannten Schriften trennte er sich von der spekulativ-idealistischen Identitätsphilosophie Hegels, proklamierte eine materialistische anthropologische Philosophie und wurde zunehmend zu einer geistigen Führungsgestalt der oppositionellen Bewegung im deutschen Vormärz. Er übte großen Einfluss auf die weltanschaulich-philosophische Orientierung von Karl Marx und Friedrich Engels, der Dichter oppositioneller Bewegungen, vor allem Russlands, Italiens und Frankreichs aus. Während der bürgerlich-demokratischen Revolution 1848/49 stand er auf Seiten der demokratischen Kräfte, anfangs unter den linken Journalisten in der Frankfurter Nationalversammlung. Alle seine Hoffnungen setzte er auf die verfassungsmäßige Sicherung der errungenen Freiheiten und Rechte des Volkes. Diesen Idealen waren auch seine Vorlesungen über das »Wesen der Religion« verpflichtet, die er Ende 1848 bis Frühjahr 1849 Im Heidelberger Rathaus vor Studenten und Arbeitern vortrug. Die gewaltsame Niederschlagung der Revolution und die Wiedereinrichtung des verhassten monarchischen Prinzips, mit all den auch für die Wissenschaften, die Freiheit von Lehre und Forschung verbundenen Restriktionen und Repressalien erschütterte Feuerbach sehr.
In der Abgeschiedenheit Bruckbergs setzte Feuerbach mit »Paul Johann Anselm Ritter von Feuerbachs Leben und Wirken«

(1852) seinem Vater ein literarisches Denkmal und vollendete sein drittes großes religionsphilosophisches Werk »Theogonie« oder »Der Ursprung der Götter nach den Quellen des klassischen, hebräischen und christlichen Altertums« (1857).

1860 von Bruckberg wegen des Bankrotts der dortigen Porzellanfabrik, an der seine Frau Mitbesitz hatte, vertrieben, musste sich die Familie in relativ ärmliche Verhältnisse am Rechenberg bei Nürnberg schicken.
In seinen Abhandlungen der Nürnberger Jahre reflektierte er die im Gefolge der Industrialisierung hervortretende soziale Frage; er sympathisierte mit der wiedererstandenen freireligiösen Bewegung und der Frauenemanzipation, er war Ehrenmitglied der Naturhistorischen Gesellschaft und des Nürnberger Bürgervereins und schloss sich gegen Ende seines Lebens der jungen Sozialdemokratie an. Sein letztes zu Lebzeiten veröffentlichtes Werk war die Sammlung »Gottheit, Freiheit und Unsterblichkeit« (1866). Er hinterließ eine unvollendete Abhandlung »Zur Moralphilosophie«. Hier bekräftigte er erneut sein Ideal der Einheit des Menschen mit der Natur und der Verständigung der Menschen untereinander, worunter er ein demokratisch verfasstes, auf gemeinschaftliches Wohlsein gerichtetes menschliches Miteinander – mitmenschliche Solidarität – verstand.

Feuerbach starb am 13. September 1872 und wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auf dem Nürnberger Johannisfriedhof beigesetzt.

(Text: Professor Dr. Werner Schuffenhauer, Berlin)

 

Motiv:

Porträt von Ludwig Feuerbach
© »Nach dern Porträt von Carl Rahl (1812 – 1865)
im Freien Deutschen Hochstift – Frankfurter Goethe-Museum«
Wert 144 Cent

 

 

 

 

 

 

 

Herausgeber:
Bundesministerium der Finanzen
Referat Postwertzeichen
Wilhelmstr. 94 10117 Berlin
www.bundesfinanzministerium.de

Hier die zugehörigen Sonderstempel der Post zur Erstausgabe: