Vollständige Herausgabe der Werke von Ludwig Feuerbach gesichert

Wie Georg Batz M.A., der 1. Vorsitzende der Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft mitteilt, erscheint dank eines großzügigen Beitrages von 15.000 Euro, die aus dem Vermögen einer vor kurzem in der Schweiz verstorbenen Deutschen stammen, die vollständige Herausgabe der Werke des bayerischen Philosophen Ludwig Feuerbach (1802 – 1872) nunmehr als gesichert.

Die Fertigstellung der Gesamtausgabe der Werke Ludwig Feuerbachs drohte noch kurz vor Vollendung der großen Aufgabe zu scheitern, weil die dazu erforderlichen Mittel von den bisher dazu bereiten Organisationen nicht mehr erhältlich waren. Dadurch war das Erscheinen der drei letzten Bände, welche die wie die bisher im Akademie-Verlag in Berlin herausgebrachten 19 Bände ergänzen und abschließen sollen, in Frage gestellt.

Die Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft e.V. in Nürnberg veröffentlichte in der Folge einen Aufruf zu Spenden, um insgesamt mindestens 21.000 Euro an Eigenmitteln nachweisen zu können, mit welchen Zuschüsse aus anderen Quellen – insbesondere solchen der Arbeitsmarktbehörden – ausgelöst werden sollten.

Bis zum Mai 2006 waren dafür rund 8.000 Euro vorwiegend von Privatpersonen zusammengekommen, und der Spendeneingang war leider eher schleppend geblieben.

Der Zufall wollte es, dass sich im Mai 2006 eine gebürtige Chemnitzerin, Frau Marlene Angelica Zahn, Tochter des früher in Chemnitz und später in Dessau wirkenden Schauspielers Arthur Paul Felix Zahn und seiner Gemahlin Anna Helena Zahn geb. Geibel, zufolge einer sie schwer belastenden Krebskrankheit dazu entschloss, ihr Leben mit Hilfe des schweizerischen Vereins «DIGNITAS – Menschenwürdig leben – Menschenwürdig sterben» selbst zu beenden. Sie verstarb am 22. Mai 2006 in Zürich.

Sie hatte es während ihres Lebens als Lehrerin in der Bundesrepublik dank ihrer Sparsamkeit zu einigem Wohlstand gebracht. Noch mit warmen Händen überschrieb sie der «Schweizerischen Gesellschaft für die Europäische Menschenrechts-Konvention» (SGEMKO) einen Teil ihrer Wertschriften mit der Maßgabe, diese für die Verwirklichung des Menschenrechts auf risiko- und schmerzfreie Beendigung des eigenen Lebens einzusetzen, wobei sie ausdrücklich festhielt, der SGEMKO komme dabei ein «weites Ermessen» zu.

Angesichts der Verdienste Ludwig Feuerbachs um einen vernunftgemäßen Umgang mit dem Recht auf Beendigung des eigenen Lebens und seiner die Menschenrechte bejahenden Philosophie, welche gleichzeitig die Ansprüche der Religion, in diesem Bereiche die Regeln aufstellen zu wollen, zurückgewiesen hat – was auch der Auffassung von Angelica Zahn entsprochen hat – hat der für den Einsatz der vorhandenen Mittel zuständige Generalsekretär der SGEMKO, der Züricher Rechtsanwalt Ludwig A. Minelli, fünf Tage nach ihrem Ableben der Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft mit einer überraschend erfolgten Spende von 15.000 Euro ermöglicht, die erforderlichen Eigenmittel nachzuweisen.

Dadurch ist es nun dem verdienstvollen Herausgeber der Gesamtausgabe der Schriften von Ludwig Feuerbach, Professor Dr. Werner Schuffenhauer, möglich, das Werk, dem er seit fünfzig Jahren einen Großteil seiner Schaffenskraft gewidmet hat, einem nunmehr hoffentlich glücklichen Ende entgegen zu führen.

Besonders enttäuschend war für die Initiatoren, dass keine einzige der sog. humanistischen und freigeistigen Organisationen, die sich dem Werk Ludwig Feuerbachs angeblich besonders verbunden fühlen, auch nur einen nennenswerten Betrag geleistet haben, mit Ausnahme des bfg Erlangen und des bfg Fürth. Auch keine einzige andere Institution war bisher bereit, auch nur einen Cent beizusteuern, von der Stadt Nürnberg ganz zu schweigen, obwohl die letzten drei Bände Nürnberg und Erlangen zum Inhalt haben und für die Kultur- und Geistesgeschichte der Noris von 1860-1872 von maßgeblicher Bedeutung sind.

Umso mehr bedanken sich die Gesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg und die Ludwig Feuerbach Gesellschaft Nürnberg bei all jenen Spendern, die durch ihren Beitrag, ob klein oder groß, die Fortführung und Fertigstellung der Feuerbach-Gesamtausgabe ermöglicht haben.

Nürnberg, 29.05.2006