Brief Henriette Feuerbachs* vom 14.07.1841 über die Lebensverhältnisse des Philosophen in Bruckberg:
"Der für den ersten Philosophen Deutschlands anerkannte L. sitzt in Bruckberg mit seiner Frau, welche ein kleines
Vermögen in der Fabrik stecken hat, dessen Erträgnis samt einer Pension, die alle unversorgten Feuerbachschen Kinder haben,
vielleicht 7-800 rf. ausmacht. Seine Bücher tragen ihm etwas, aber man weiß wohl, wie schlecht einer dran ist, der sich mit
seiner literarischen Feder nähren muß. Dieser Ludwig also sitzt seit Jahren in dem Nestchen, von Gott und aller Welt geschieden,
weil er am wohlfeilsten leben kann und in der Fabrik freie Wohnung hat. Keine Reise, keine Zerstreuung, und dies alles, weil er den
Theologen zu nahe getreten ist."
* Henriette Feuerbach. Ihr Leben in Briefen, hg. v. Hermann Uhde-Bernays, 1.-3. Aufl. Berlin-Wien, 1912, S. 61
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Bruckberger Bilder
Im März 1998 würdigten Mitglieder und Gäste der Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft Nürnberg die Aufstellung des von ihr
gestifteten Denkmals für den Philosophen, des zweiten (!) in Deutschland errichteten. Im Anblick des Bruckberger Schlosses wird nun daran erinnert,
daß an diesem Ort der einst berühmteste Philosoph Deutschlands lange Jahre wohnte und alle seine wichtigen Werke schuf.
Zuerst zeigen wir Ihnen den Blick auf das Bruckberger Schloß:
Im linken Flügel befand sich die Wohnung Feuerbachs und seiner Familie. Sein "einäugiges" Studierzimmer lag
ganz links im obersten Stockwerk, direkt unter dem Türmchen, so daß er bei der nächtlichen schriftstellerischen Arbeit
direkt über sich die stündliche Glocke schlagen hörte.
In einem Brief* von 1851 äußert sich Feuerbach über Bruckberg so:
"Bruckberg ist ein kleines,
in einem anmutigen, aber beschränkten, von Wäldern und Äckern
umgrenzten Wiesental gelegenes Dörfchen, das aber den großen Vorteil hat, daß hier kein Pfarrer und keine Kirche ist. Die hiesige Kirche
oder das Kirchlein hat zu Ende des vorigen Jahrhunderts der Blitz
vernichtet. Das Gebäude, worin ich lebe und schaffe, ist ehemaliges
markgräfliches Jagdschloß, seit Ende des vorigen Jahrhunderts und
noch jetzt eine Porzellanfabrik, deren Besitzer drei noch lebende
Schwestern sind, von denen eine meine Frau, deren oberster Lenker
und Leiter mein Schwager ist. Die Fabrik ist leider höchst ungünstig
gelegen und schwer belastet, ihr Betrieb höchst kostspielig, ihr Ertrag
äußerst geringfügig, ihre Existenz, namentlich infolge der verhängnisvollen Ereignisse von 1848, der österreichischen Bankerotte, der
österreichischen Geldpapierlumpenwirtschaft, wodurch noch jetzt die Fabrik an jedem 100 fl. 20-30 Prozent verliert - und leider steht sie nur
mit Triest im Verkehr - sehr prekär. Den fast einzigen Vorteil, den ich
von ihr habe, ist Holz und freie, weil eigene Wohnung. Diese schöne
und geräumige, zum Studieren und Denken trefflich geeignete Wohnung ist es auch, die mich hauptsächlich an Bruckberg fesselt."
Feuerbach ging in seiner Bruckberger Zeit viel und gerne spazieren; eine seiner bevorzugten
Wege führte ihn an einer mächtigen Eiche vorbei, die heute noch im Bruckberger Wald
steht und im Ort nur die "Feuerbach-Eiche" genannt wird.
* Feuerbachs Briefwechsel, hg. v. W. Schuffenhauer, Leipzig 1963, S. 246
Fotografie: Getrud Krainhöfner, Würzburg
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Prof. Dr. Braun, Zürich, Präsident der Internationalen Gesellschaft der
Feuerbach-Forscher, im März 2001 am Denkmal für Ludwig Feuerbach:
Fotografien Bruckberger Schloß: Joachim Goetz, Nürnberg
Anläßlich eines Besuches von Prof. Dr. Hans-Jürg Braun, Präsident der Internationalen Feuerbach-Forscher, zusammen mit
Herrn Prof. Werner Schuffenhauer, dem Herausgeber der Gesammelten Werke Ludwig Feuerbachs und Mitgliedern der Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft Nürnberg
entstanden Ende März 2001 die folgenden Bilder im Bruckberger Schloß, die weitere Einzelheiten zeigen. So zwei noch erhaltene Prunksäle,
die zum Beispiel für Vorträge genutzt werden können; so hat die Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft Nürnberg hier schon verschiedentlich
Tagungen abgehalten:
Bekanntlich wurde das Schloß zu Feuerbachs Zeit von der Familie seiner Frau als Porzellanmanufaktur genutzt - das wirtschaftliche Aus der Manufaktur
erzwang dann im Jahr 1860 den Umzug nach Nürnberg-Rechenberg. Hier sehen Sie Beispiele von damals hergestelltem Porzellan:
Im Jahr 1859 schildert Ludwig Feuerbach selbst die Leidensgeschichte der Bruckberger Porzellanmanufaktur.
Prof. Dr. Werner Schuffenhauer ermöglicht uns den Vorabdruck aus Band XVI der Gesammelten Werke. Lesen Sie selbst,
wie Ludwig Feuerbach den Niedergang der Fabrik und die Vernichtung der Lebensgrundlage der Familie erlebte.
Ludwig Feuerbachs Skizze zur Leidensgeschichte der Bruckberger Porzellanfabrik. [1859]
Blick aus dem rechten auf den gegenüberliegenden linken Flügel mit dem Glockenturm, unter dem sich Feuerbachs Arbeitszimmer befand.
Fotos Bruckberg 2001: Helmut Walther
Einer der Spazierwege Feuerbachs von Bruckberg aus durch Wald und Felder nach Großhaslach, der zur evangelischen Kirche des Ortes führte:
Auf einem heute aufgelassenen Teil des Friedhofs dieser Kirche wurden der Bruder Eduard August, nachdem er in Bruckberg 1843 völlig überraschend verstorben war, sowie
die im Alter von drei Jahren im Jahr 1844 verstorbene Tochter Mathilde von Ludwig und Bertha Feuerbach beerdigt.
Fotografien Großhaslach: Prof. Dr. Schuffenhauer, Berlin
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