Archiv der Presse-Berichte 1999-2002

über Aktivitäten
der Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft



Blick vom Kenotaph des Philosophen am Rechenberg auf die Nürnberger Burg


Einweihung des Denkmals in Erlangen am 13.09.2002

Verfassungstag am 23.05.2002

Neuaufstellung der Gedenktafel von Zadow 11.04.1999



Aufruf zur Unterstützung eines Denkmals
für Ludwig-Feuerbach in Erlangen erfolgreich!

Wir freuen uns mitteilen zu können, daß der von Ihnen so zahlreich mitgetragene Aufruf zum Jahr 2004, dem 200. Geburtsjahr Feuerbachs, erfolgreich war: Der Stadtrat von Erlangen hat inzwischen beschlossen, einen Platz nach Ludwig Feuerbach zu benennen. Universität und Stadt Erlangen haben weiterhin nunmehr der Aufstellung eines Denkmals, das von der Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft Nürnberg e.V. gestiftet wird, an diesem Platz zugestimmt.

Nachtrag 12/2009: Dieser Platz wurde im Jahr 2001 nach Ludwig Feuerbach benannt - im Nachfolgenden der entsprechende Eintrag in: Hans-Diether Dörfler, Schilder-Geschichte. Das Lexikon aller Erlanger Straßennamen, Sonder-Band 5 der „Erlanger Bausteine zur Fränkischen Heimatforschung“, Edition Spiel-bein, Erlangen 2009:
Ludwig-Feuerbach-Platz [(Planquadrat) 95 29] Am 6.2.2001 zusammen mit der ® GEORGE-MARSHALL-STRAßE und dem ® MARTIN-LUTHER-KING-WEG durch den Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschuss des Stadtrats Erlangen amtlich benannt. Anlass war die Anlage des Campusplatzes der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg im Zuge des Ausbaus des Röthelheimparks. Den Namen L. schlugen der Landtagsabgeordnete Joachim Hermann (CSU) und die Universität vor. Ludwig Feuerbach, geb. 28.7.1804 Landshut, gest. 13.9.1872 Rechenberg bei Nürnberg, deutscher Philosoph, schloss 1828 in Erlangen sein Studium mit der Habilitation ab und hielt bis 1836 Vorlesungen als Dozent.-

Unser Dank gilt allen, die sich unserem Aufruf angeschlossen haben!

Auf den folgenden Fotografien sehen Sie den neu nach Ludwig Feuerbach benannten Platz von verschiedenen Seiten, der zum Röthelheim-Campus der Universität gehört und sich parallel zur Artilleriestraße befindet. (Lageplan - s. in der Mitte der Karte)


Fotos: Prof. Dr. W. Schuffenhauer, Berlin

Der am 13.09.2002, dem 130. Todestag Feuerbachs eingeweihte Gedenkstein


Foto: Helmut Walther


Denkmals-Einweihung
am 13.09.2002 in Erlangen



Professor Dr. Grille, Erster Vorsitzender der LFG
neben dem neuen Erlanger Denkmal


Heute, am 130. Todestag von Ludwig Feuerbach, war es so weit: Der von der Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft Nürnberg e.V. gestiftete Gedenkstein zu Erinnerung an die Tätigkeit Feuerbachs in Erlangen konnte am neu eingerichteten Ludwig-Feuerbach-Platz feierlich in Anwesenheit von Vertretern der Stadt, der Universität und aus der Politik eingeweiht werden.

Mit folgendem Artikel hatten die
Erlanger Nachrichten vom Tage
auf das Ereignis hingewiesen:

Bilder der von Ansprachen des Vorsitzenden der Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft Prof. Dr. Dietrich Grille, der Universitäts-Prorektorin Prof. Dr. Renate Wittern-Sterzel, des Oberbürgermeisters der Stadt Erlangen, Dr. Siegfried Balleis, der Stadträtin Dr. Elisabeth Preuß (FDP-Fraktion), Bernd Nürmberger vom Heimatverein Erlangen umrahmten Veranstaltung können wir Ihnen hier zeigen:


Prof. Dr. Dietrich Grille, Erster Vorsitzender der LFG,
bei seiner Begrüßungsrede
 

B. Wieser (LFG),
Stadträtin Dr. Elisabeth Preuß,
Prorektorin Prof. Dr. Renate Wittern-Sterzel

OB Dr. Siegfried Balleis während seiner Ansprache

Georg Batz (LFG) vor der Enthüllung

Fernsehen und Presse berichteten darüber - hier können wir die Berichte von FrankenFernsehen und RTL für Sie bereitstellen:


FrankenFernsehen 13.09.02
1,2 MB

RTL 13.09.02
1 MB

Fotos: Helmut Walther
Für das Abspielen der WMV-Videos benötigen Sie den Windows Media Player 7. Hier die Download-Adresse: http://www.microsoft.com/windows/windowsmedia/en/download/default.asp

Die Erlanger Nachrichten vom 14./15. September 2002 berichteten auf Seite 1 / EN:

Die Begrüßungsrede:

Dietrich Grille, Vors. der Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft e.V.

Begrüßung der Teilnehmer an der Enthüllung des Gedenksteins "Ludwig Feuerbach"
am Freitag, 13. September 2002

Frau Prorektorin Prof. Dr. Wittern-Sterzel!
Herr Oberbürgermeister Dr. Balleis!
Frau Fraktionsvorsitzende Dr. Preuß!
Herr Nürmberger, stellv. Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Erlangen!
Meine Herren Batz, Walther und Wieser vom Vorstand der Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft!
Lieber Herr LFG-Mitgründer Adam Stupp!
Herr Professor Dr. Kulenkampff!
Herr stellv. FDP-Landesvorsitzender Rohde, als solcher Mitstreiter von Frau Stadträtin Dr. Preuß und Bundestagskandidat!
Verehrte Anwesende ohne Amt und Mandat!

Entschuldigen darf ich Herrn Professor Dr. Thiel als Erlanger Lehrstuhlinhaber und Herrn Prof. Dr. Ineichen von der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät.

Als pro-tempore-Moderator der Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft freue ich mich sehr, Sie alle hier begrüßen zu können. Dieser 13. September 2002 ist die Stunde der Symbolik, der Symbolik des Wiedererkennens, des Verblassens von Vorurteilen und der Schließung einer Lücke im Gedächtnis unserer sich doch ständig gegen das Vergessen aufrufenden Gesellschaft.

Besonderen Dank darf ich denen sagen, die in langjähriger Kärrnerarbeit diesen Tag der Symbolik herbeigeführt haben, Ihnen, lieber Herr Batz und unseren KollegInnen und Kollegen von der LFG!

Lieber Freund Batz, Sie stehen heute nicht hier vorne, wie es eigentlich richtig wäre. Ich glaube aber, Sie freuen sich mehr darüber, dass die Stadt und der Erdkreis hier versammelt sind – wenn ich unseren Regnitz-Mikrokosmos einmal recht würdigen darf. Ich möchte Sie jetzt bereits bitten, nach den Ansprachen die Enthüllung des von der Steinmetz-Firma Sitzmann aus Bruckberg nach hier versetzten Gedenksteins vorzunehmen!

Zu meiner Begrüßung gehört es, auch denen ausdrücklich zu danken, die im letzten Halbjahr Hand angelegt haben durch die Bekundung von Verständnis und durch Veranlassung der unabweisbaren amtlichen Vorbereitungen. Ich nenne das neue Leitungsgremium der Friedrich-Alexander-Universität zuerst, mit Ihnen, verehrte Frau Prorektorin, aber auch mit Magnifizenz Prof. Dr. Grüske und mit Herrn Kanzler Schöck.

Ich nenne Sie, Herr Oberbürgermeister Dr. Balleis – wir beide haben uns ja vor Jahr und Tag bereits Gedanken um einen glücklichen Ausgang aus den verquer gestellten Verhältnissen gemacht. Ich nenne natürlich auch den städtischen Kultusminister, Sie, Herr Dr. Rossmeissl, als den zuständigen berufsmäßigen Stadtrat! Im Stadtrat hat Frau Dr. Preuß für die Fraktion der F.D.P., damit aber doch auch für die städtische Legislative überhaupt, einen Startschuss gegeben mit dem Antrag vom Juni diesen Jahres. Ich danke auch den anderen Fraktionen, die ausdrücklich oder stillschweigend durch Nicht-Widerspruch diesem Anliegen beigetreten sind.

Gestatten Sie mir noch ein persönliches Wort: Mit mir nehmen symbolisch teil die Millionen und Abermillionen Bürgerinnen und Bürger der neuen Bundesländer, die in DDR-Zeiten den Namen unseres heutigen Posthum-Laureaten lernen mussten. Wir alle haben den Namen Ludwig Feuerbach gekannt, aber in einer unrichtigen Konnotation. Mit der 11. Feuerbach-These von Karl Marx wurde uns der Eindruck vermittelt, es sei Feuerbach selber gewesen, der zur Veränderung der Welt und damit doch auch zur Veränderung der physischen Geographie – etwa in den Stalinschen "Großbauten des Kommunismus" – aufgerufen habe. Ich bin überzeugt, dass Feuerbachs philosophisches Erbe aus dieser missverständlichen Konnotation gelöst werden kann. Unser heutiger Akt wird ein Beitrag auch dazu sein. Danke!

***

Unser herzlicher Dank gilt Frau Prorektorin Prof. Dr. Wittern-Sterzel, die uns den Text ihrer Rede zur Publikation zur Verfügung gestellt hat.

Einweihung eines Ludwig-Feuerbach-Gedenksteines mit Gedenktafel in Erlangen
am Freitag, 13. September 2002, 15.00 Uhr

(Renate Wittern-Sterzel)

Sehr verehrter Herr Grille,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Frau Stadträtin,
sehr geehrter Herr Nürmberger

Das kollektive Gedenken ist, wie wir in den letzten Jahren gelernt haben, schwierig geworden. Die überkommenen Rituale und traditionellen Formen haben zwar ihre Bedeutung nicht eingebüßt, werden aber zunehmend in Frage gestellt. Und dies gilt ganz besonders dann, wenn der Gegenstand der Erinnerung oder die zu ehrende Persönlichkeit zur Zeit ihres historischen Wirkens nicht unumstritten war oder wenn deren Einschätzung in der Gegenwart kontrovers ist.
Für die Universitäten sind diese Schwierigkeiten allerdings gemeinhin kleiner – im Gegenteil, scheint heute das Bedürfnis nach Schaffung einer corporate identity mit Hilfe der gemeinschaftlichen Erinnerung an die Geschichte der Institution und derer, die sie getragen haben, im Wachsen begriffen: Die Gründungstage von Einrichtungen werden, selbst wenn diese erst eine Dekade zurückliegen, zunehmend zum Anlaß genommen, sich der gemeinsamen Geschichte in einer Feierstunde zu versichern, und sie werden als willkommene Momente des Innehaltens wahrgenommen, als Haltepunkte im Vorbeijagen der Zeit, die unser sonst nur auf das Morgen fixierte Denken wenigstens für den Zeitpunkt der Feier auf das Gestern und Heute lenkt.
Und ebenso werden die Geburts- und Todestage derer, die an der Universität gelehrt und gewirkt haben, zu Recht immer wieder zur Besinnung auf die Vergangenheit und ihre Wirkmächtigkeit für die Gegenwart genutzt, was, wie mir scheint, um so notwendiger wird, je schneller uns die Entwicklungen von heute von unserer Geschichte zu entfernen drohen.

In diesem universitären Kontext hätte auch die heutige Feierstunde stehen können; denn Ludwig Andreas Feuerbach, den wir heute hier mit der Einweihung des Gedenksteines ehren wollen, war strenggenommen einer von uns, von unserer Universität, die ich heute hier vertrete – aber er war es, wie wir alle wissen, auch wieder nicht. Nur wenige Worte sollen diesen scheinbaren Widerspruch in Erinnerung rufen.

Ludwig Feuerbach hat sich vor genau 175 Jahren an der alma mater Erlangensis immatrikuliert und hat hier – nach seinen Studienjahren in Heidelberg und Berlin, wo er mit voller Überzeugung, aber gegen den Widerstand seines Vaters von der Theologie zur Philosophie geschwenkt war – in Erlangen noch Studien der Naturwissenschaften angeschlossen. Dabei hat er zum einen den so bedeutenden Mediziner und Botaniker Wilhelm Daniel Koch gehört, dem wir die Begründung der Freilandanlage unseres Botanischen Gartens im Schloßpark verdanken; zum andern Gottfried Fleischmann, der 1826 das erste anatomische Institut der Universität Erlangen bezog, das diesen Namen auch verdiente, und der ihn in die Grundlagen der Anatomie und Physiologie einführte.

Nach seinen ausgedehnten Studien der Philologie, der Physik, Mathematik und Geschichte, die Feuerbach bereits in Berlin neben der Philosophie betrieben hatte, war rein äußerlich damit eine breite Grundlage für eine erfolgreiche Wissenschaftlerkarriere gelegt. Feuerbach selbst sah freilich hinter seinem Tun ein anderes, existentielleres Motiv: "Die vorherrschende alles überwiegende Neigung in mir ist, wie mein Leben beweist, die zum Studieren, zur Bildung des Geistes", so schrieb er 1833 an seine Schwester. Und die in Erlangen begonnenen Studien der Naturwissenschaften setzte er auch später fort, durchdrungen von der Überzeugung, daß "der Philosoph die Natur zu seiner Freundin haben" müsse.

Der im Juni 1828 abgeschlossenen Promotion zum Dr. phil. folgte bereits am Beginn des nächsten Jahres die Verleihung der Venia legendi. Adolf von Harless (1806-1879), der seit 1828 Privatdozent der Philosophie war, seit 1829 jedoch der theologischen Fakultät angehörte und zum maßgeblichen Begründer der konfessionellen Erlanger Theologie wurde, war Feuerbachs Opponent in der Disputation.

Was dann folgte, ist genugsam bekannt und muß hier vor Eingeweihten nicht wiederholt werden. Nur so viel sei aus der Sicht der Universität gesagt: Feuerbachs dreifacher Versuch, in Erlangen eine Professur zu erhalten, scheint weniger von den Gremien der Universität selbst als vielmehr vom Ministerium vereitelt worden zu sein. Doch bedenkt man, in welche theologiegeschichtliche Situation Feuerbachs erste, anonym erschienene Schrift, die "Gedanken über Tod und Unsterblichkeit", mit ihrer emphatischen Diesseitsphilosophie, fielen, so wird man wohl nicht zu Unrecht vermuten, daß ein Mann wie Adolf von Harless einen Kollegen Feuerbach in der Philosophischen Fakultät nicht gerade freudig willkommen geheißen hätte. Für diese Annahme spricht im übrigen ja auch das Verbot für Studierende der Theologie, die Vorlesungen Feuerbachs zu hören.

Was Feuerbachs eigene Einstellung zur alma mater Erlangensis angeht, so war diese bekanntermaßen auch nicht von überschäumender Begeisterung und Hochachtung geprägt. Er hat sich dazu mehrfach unmißverständlich in seinen Briefen an Familienmitglieder und Freunde geäußert. Als ein "lebendiges Begrabensein" wertet er, wie wir in einem Brief vom 28. September 1832 an seinen Bruder Eduard lesen, die gleichwohl immer noch erhoffte Anstellung in Erlangen, die er zu diesem Zeitpunkt aber bereits nur noch mit Resignation akzeptieren könnte, und 1838 spricht er in einem Brief an den geistesverwandten freisinnigen Philosophen Arnold Ruge in Halle von der "obskuren Universität Erlangen".

Ludwig Feuerbach und die Universität Erlangen – dies war also alles andere als eine geglückte Beziehung. Doch die Zeiten haben sich gewandelt, das Werk des Religionskritikers und Philosophen hat eine reiche Rezeption erfahren und erlebt, so scheint es, eine Renaissance. Die Gründung der Internationalen Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft 1988 und der deutschen Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft in Nürnberg im Jahre 1999 sprechen eine deutliche Sprache.

Dieser "Neuentdeckung" wird heute hier auf dem Unicampus im Röthelheimpark auf Anregung der Stadträtin Frau Dr. Preuß und mit tätiger Unterstützung der Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft sichtbarer Ausdruck durch die Einweihung eines Gedenksteines mit Gedenktafel verliehen. Die Universität dankt Ihnen trotz oder vielleicht sollte ich sogar sagen wegen der schwierigen Beziehung zu Feuerbach für diese Initiative. Mit ihr wird ein zwar umstrittener, aber ungemein produktiver Denker geehrt, der die philosophische Diskussion nicht nur des 19. Jahrhunderts bereichert hat, sondern dessen Denkanstöße gerade auch im Bereich der Religionskritik am Beginn des 21. Jahrhunderts neue Aktualität gewonnen haben.

Grußwort von Oberbürgermeister Dr. Siegfried Balleis:

Überall in Erlangen erinnern an den einstigen Wohnhäusern angebrachte Tafeln, einige Denkmäler und vor allem Straßennamen an bedeutende Forscher und Gelehrte, die hier in der Regel an der Universität tätig waren, und deren Namen untrennbar mit dieser Stadt verbunden sind. Der erlauchte Kreis der in der deutschen Geistesgeschichte großen Namen wie Fichte, Schelling oder Rückert erhält nunmehr eine wichtige Ergänzung durch den Religionskritiker und Atheisten Ludwig Feuerbach, der als einer der bedeutendsten deutschen Philosophen des 19. Jahrhunderts gilt.

Ludwig Feuerbach, einer breiteren Öffentlichkeit vielleicht am ehesten bekannt durch seine Aussage: "Der Mensch ist, was er isst", stammte aus einer Familie, die mehrere bedeutende Wissenschaftler und Künstler hervorbrachte. Sei Vater war der Jurist Paul Johann Anselm Feuerbach, der unter Montgelas das bayerische Strafrecht reformiert und u. a. die Abschaffung der Folter durchgesetzt hatte. Seine vier Brüder gelangten als Archäologe, Mathematiker, Jurist und Philologe in ihren jeweiligen Wissenschaftsdisziplinen zu Anerkennung und Ruhm. Heute noch bekannt sind der Mathematiker Karl Wilhelm Feuerbach, nach dem der Feuerbachsche Kreis benannt ist und der Maler Anselm Feuerbach, d. h. ein Bruder und ein Neffe von Ludwig Feuerbach, und vor allem dieser selbst.

Am 28. Juli 1804 in Landshut geboren, wechselte er nach dem Studium der evangelisch-lutherischen Theologie in Heidelberg und Berlin 1825 zur Philosophie und wurde Schüler des Philosophen Georg Friedrich Wilhelm Hegel; in Erlangen beendete er sein Studium 1828 mit der Promotion "De infinitate unitate atque communitate rationis" und Habilitation. Anschließend hielt er bis zum Wintersemester 1835/36 als Privatdozent für Philosophie Vorlesungen über Logik und Metaphysik sowie Geschichte der neueren Philosophie. Wo er in Erlangen wohnte, ist nicht bekannt. Er trat mit zahlreichen, insbesondere philosophiehistorischen Schriften hervor, jedoch verhinderten seine "Gedanken über Tod und Unsterblichkeit" eine akademische Berufung und Anstellung. Feuerbach wirkte fortan als Privatgelehrter. Bayle, eine Reihe philosophiekritischer Beiträge, sein Hauptwerk "Das Wesen des Christentums" 1841, die "Vorläufigen Thesen zur Reformation der Philosophie" und die "Grundsätze der Philosophie der Zukunft" 1842/43 entstanden. Während der Revolutionszeit 1848/49 hielt Feuerbach in Heidelberg öffentliche "Vorlesungen über das Wesen der Religion". Nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch der Porzellanmanufaktur in Bruckberg ließ er sich 1860 – nahezu mittellos – in die Nähe Nürnbergs am Fuße des Rechenbergs nieder. Am 13. September 1872 starb Ludwig Feuerbach. Zu seinem Begräbnis auf dem Nürnberger Johannisfriedhof sollen 20.000 Personen, darunter viele Arbeiter, Freireligiöse, Liberale und Sozialdemokraten, herbeigeströmt sein, um ihm die letzte Ehre zu erweisen.

In der Auseinandersetzung mit den naturwissenschaftlichen und sozialen Entwicklungen seiner Zeit wandte sich Feuerbach v. a. Problemen von Spiritualismus und Materialismus sowie selbstbestimmter, humaner, auf Gleichberechtigung aller gegründeter zwischenmenschlicher Beziehungen zu: "Der Zweck meiner Schriften ... ist: die Menschen aus Theologen zu Anthropologen, aus Theophilen zu Philanthropen, aus Kandidaten des Jenseits zu Studenten des Diesseits, aus religiösen und politischen Kammerdieners der himmlischen und irdischen Monarchie und Aristokratie zu freien, selbstbewussten Bürgern der Erde zu machen". In seiner Projektionstheorie, die sich in dem Satz zusammenfassen lässt: "Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde", wollte er den Glauben als Projektion abtun, ohne jedoch das Phänomen menschlichen Projizierens als solches zu bestreiten oder bestreiten zu können.

Mit Aussagen, etwa "Es gehört kein Mut, kein Charakter, keine Anstrengung, kein Opfer dazu, Christ zu sein. Christentum und weltlicher Vorteil sind identisch", rief Ludwig Feuerbach bis heute schärfste Kritik und Ablehnung hervor. Gleichzeitig aber wurde er zunehmend zu einer geistigen Führungsgestalt der oppositionellen Bewegung des Deutschen Vormärz. Auch nachdem sein Ziel, die verfassungsmäßige Sicherung der errungenen demokratischen Freiheiten und Rechte des Volkes und letztlich der Übergang von der konstitutionellen Monarchie zur demokratischen Republik, mit der Niederschlagung der Revolution 1848/49 gescheitert war, beteiligte er sich am Bestreben der demokratisch orientierten Kräfte der Volkspartei für die deutsche Einigung. In seiner Nürnberger Zeit beschäftigte er sich, seinem Ideal der "Einheit des Menschen mit der Natur und der Menschen untereinander" entsprechend, mit der Frage der Gleichberechtigung der Geschlechter und aller Menschen. Als atheistischen Religionskritiker, der geistesgeschichtlich das Ende des Christentums eingeleitet habe, und als den Wegweiser zu "Freiheit und Wahrheit" würdigte ihn der junge Marx. Auch Martin Buber oder Gottfried Keller ließen sich von dem Junghegelianer Feuerbach beeinflussen. In den 1970er Jahren wurde mit Bezug auf seine Thesen die Gleichung versucht: "Wer politisch im Lager des Sozialismus steht, muss sich weltanschaulich als Atheist bekennen".

Ludwig Feuerbach ist heute, fast 200 Jahre nach seiner Geburt und 130 Jahre nach seinem Tod noch ein Mann, an dem sich die Geister scheiden. Unbestritten ist seine geistesgeschichtliche Bedeutung. Damit ist es in einer säkularisierten Welt und nicht zuletzt nach dem Motto der Stadt Erlangen, offen zu sein aus Tradition, an der Zeit zu einem versöhnlicheren Urteil, als es der Nürnberger Historiker Emil Reicke 1922 im überschwänglichen Ton seiner Zeit formulierte. Reicke nannte Ludwig Feuerbach damals "einen der edelsten und berühmtesten und, man darf sagen, trotz aller Meinungsverschiedenheiten über das was er lehrte und schrieb, allgemein geachtetsten Männer Nürnbergs". Nachdem in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach, so etwa 1974, 1981, 1985 und 1997 und zuletzt 1999 Anträge insbesondere von Mitgliedern der Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft Nürnberg, Ludwig Feuerbach eine Straße in Erlangen widmen oder im Schlossgarten einen Feuerbach-Gedenkstein aufzustellen, von der Stadt bzw. der Universität abgelehnt worden waren, beschloss die Stadt Erlangen nach einer erneuten öffentlichen Diskussion im September/Oktober 2001 darüber, am 06. Februar 2001 den Platz im Röthelheim-Campus der Friedrich-Alexander-Universität als Ludwig-Feuerbach-Platz zu benennen, für den die Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft einen Gedenkstein mit Plakette stiftete. Damit wird nicht nur dem 1974 geäußerten Wunsch der Stadtverwaltung Rechnung getragen, bei Straßenbenennungen das Prinzip der Gruppierung nach besonderen Gesichtspunkten in geschlossenen Straßennamenvierteln beizubehalten – die übrigen Straßen im Röthelheim Campus sind berühmten Medizinern und Mathematikern Carl von Thiersch, Paul Albert Gordan, Konrad Zuse, gewidmet –, sondern auch ein früherer Vertreter bürgerlicher Rechte und des Freiheitsgedankens und darüber hinaus einer der bedeutendsten deutschen Philosophen des 19. Jahrhunderts gewürdigt.

Herrn Oberbürgermeister Dr. Balleis unseren Dank für die Überlassung des Textes seines Grußwortes!

Grußwort von Frau Stadträtin Dr. Elisabeth Preuß (FDP-Fraktion):

Sehr geehrte Mitglieder der Ludwig Feuerbach Gesellschaft, Herr Prof. Grille, Herr Batz,
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, Herr Nürmberger,
meine Damen und Herren,

Als die LFG vor einiger Zeit an die FDP herantrat mit dem Vorhaben, dem Philosophen Ludwig Feuerbach einen Gedenkstein zu errichten, hat die Stadtratsfraktion gerne den entsprechenden Antrag gestellt, wobei ich im nachhinein mit Freude feststellen kann, dass wir mit diesem Antrag offene Türen eingerannt haben. Kulturreferent, Universitätsleitung und Kulturausschuss standen dem Vorhaben unisono zustimmend gegenüber, so dass wir heute, am 130. Todestags des "Erlanger" Philosophen, diesen Gedenkstein enthüllen können.

Erlangen war eine wichtige Station im Leben von Ludwig Feuerbach, auch nachdem er die Universität Erlangen verlassen hatte, pflegte er Kontakt zu angesehenen Bürgern Erlangens, unter anderem zu Jacob Herz, dessen Andenken durch die Nationalsozialisten geschändet, und dessen Verdienst um die Stadt den Bürgern Erlangens gerade in jüngster Zeit wieder bewusst gemacht wurde.

Ludwig Feuerbach beschäftigte sich mit theologischen Fragen, wie sie hochaktueller kaum sein könnten, die Suche nach dem Wesen des Christentums, nach dem Ursprung der religiösen Vorstellungen des Menschen beschäftigte ihn zeitlebens. Viele der Feuerbach-Zitate, in den Schriften, die die LFG mir freundlicherweise überlassen hat, wären bestens geeignet, Diskussionen auch im Jahre 2002 zu veranschaulichen. Ich möchte nur ein Beispiel aus dem Ressort von Frau Künast aufführen:

"Zitat: Der Mensch ist, was er isst". Schon Feuerbach hatte genaue Vorstellungen vom Wert gesunder Ernährung, seine Betrachtungen zu Herkunft und Verwendung gesunder Lebensmittel liefern die beste Argumentationsgrundlage für Diskussionen im Bereich gesunde und natürliche Nahrungsmittel.

Der Gedanke daran, welche Diskussionen Ludwig Feuerbach mit Hans Küng, Karl Jaspers oder Karl Raimund Popper oder auch den jetzigen Vertretern der Erlanger philosophischen Fakultät hätte führen können, ist überaus anregend. Da ich aber hierzu nur höchst laienhafte Betrachtungen wiedergeben könnte, erlauben Sie mir einige kurze, die Länge eines Grußwortes nicht überstrapazierende, Gedanken zur Stellung der Philosophie in Studium und Gesellschaft.

Gemeinhin, meine Damen und Herren, wird bei Betrachtungen über Studium und Bildung vergangener Epochen gerne dargestellt, dass, was immer ein junger Mensch auch studierte, die Philosophie stets Bestandteil des Curriculums war: Ob Mathematik oder Astronomie, Theologie oder Medizin: Der Student verließ die Universität nicht nur mit Fachwissen, sondern mit einem fundierten Studium generale. Die Beschäftigung mit Literatur, Geschichte, Philosophie, der Besuch von Debattierklubs gehörten zum guten Ton eines eifrigen Studenten.

Dem Studenten des 21. Jahrhunderts, eingeengt in einen ausgeklügelten Stundenplan, in Regelstudienzeit und leider häufig in das Studium begleitende Jobs bleibt für ein Studium generale kaum Zeit, der Begriff selber und damit eine umfassende allgemein-akademische Ausbildung droht zu verschwinden. Völlig zu Unrecht und zum Schaden vieler Entscheidungen, die der spätere Studienabgänger im Laufe seines Berufslebens zu fällen haben wird.

Heute wie damals berühren philosophische Fragen nahezu alle Berufsfelder. Wie kann ein Biologe über Stammzellenforschung, ein Mediziner über Sterbehilfe, ein Physiker über Kernenergie und natürlich – erlauben Sie mir dieses vierte Beispiel – ein Politiker über Prä-Implantations-Diagnostik entscheiden, ohne neben der rein wissenschaftlichen Betrachtungsweise die ethische, die moralische, die philosophische Seite der anstehenden Entscheidung überdacht zuhaben, oder zumindest diskutiert zu haben, und dafür reicht es nicht aus, – wenn ich das mal so polemisch sagen darf – das Wort Philosophie buchstabieren zu können.

Gestatten Sie mir, meine Damen und Herren, dieses Grußwort anlässlich der Enthüllung des Gedenksteines für Ludwig Feuerbach zu einem Plädoyer für ein Studium generale, für die Beschäftigung mit der Philosophie zu machen, dem Erlanger Studenten dabei das Lesen und Diskutieren des mit Erlangen so verbundenen Philosophen Ludwig Feuerbach besonders ans Herz zu legen.

Die FDP Erlangen gratuliert der Ludwig Feuerbach Gesellschaft zur Errichtung dieses Gedenksteines, möge er viele Menschen auf den Philosophen Ludwig Feuerbach aufmerksam machen und den Erlangern Denkmal für einen der bedeutenden Gelehrten der Friedrich-Alexander-Universität sein.

Frau Stadträtin Dr. Elisabeth Preuß unseren Dank für die Überlassung ihres Textes!

Grußwort von Herrn Bernd Nürmberger, Heimat- und Geschichtsverein Erlangen

Im Namen des Heimat- und Geschichtsvereins Erlangen darf ich zur Errichtung des Denkmals zum Andenken an Ludwig Feuerbach gratulieren und gleichzeitig dafür danken. Der Ruf einer Universität beruht auf dem Wirken von bedeutenden Gelehrten, die an ihr tätig sind oder waren. Nachdem fast 100 Jahre keine Erinnerungstafeln an den Häusern Erlangens angebracht wurden, habe ich daran mitgewirkt, dass diese Tradition wieder aufgenommen wurde. An so bedeutende Wissenschaftler wie Emil Fischer, Hans Geiger, Robert Gradmann und Emmy Noether erinnern an Häusern Tafeln, die in den letzten Jahren entstanden. Ich möchte aber auch etwas auf die familiäre Situation von Ludwig Feuerbach eingehen. Er heiratete am 12. November 1837 in Bruckberg Johanna Julia Bertha Löw. Ihr Vater war Christoph Friedrich Löw, ihre Mutter Carolina Freiin von Streit. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern wurde sie Miterbin der Porzellanmanufaktur in Bruckberg, die von ihrem Schwager Johann Adam Stadtler geleitet wurde. Ihr Urgroßvater Johann Georg Löw war Pfarrer in Bayreuth-St. Johannis, ihr Großvater Johann Samuel Löw Pfarrer in Hutschdorf. Ihre Tante Johanna Christina Sophia war mit Pfarrer Conrad Michael Hanff verheiratet, dessen Tochter mit Pfarrer Johann Martin August Weidmann, meinem Ururgroßvater. Sie können sich vorstellen, wie die theologischen Veröffentlichungen Feuerbachs in dieser kirchlich geprägten Familie gewirkt haben. Zum Schluß möchte ich noch darauf hinweisen, dass der Bruder von Ludwig Feuerbach, Eduard August Feuerbach, Juraprofessor in Erlangen, am 13. September 1840 in Bruckberg Karoline, Tochter von Johann Adam Stadtler, dem Schwager, heiratete und bereits am 25. April 1843 in Bruckberg verstarb.

Bernd Nürmberger

Nach der Enthüllung: Sie alle würdigten Ludwig Feuerbach in ihren Beiträgen,
beschrieben das beiderseits schwierige Verhätnis zwischen Erlangen, seiner Universität und Feuerbach
und stellten die Bedeutung seines Denkens gerade auch für heute heraus:


Bernd Nürmberger vom Heimatverein Erlangen,
Prorektorin Prof. Dr. Renate Wittern-Sterzel,
Oberbürgermeister Dr. Siegfried Balleis,
Stadträtin Dr. Elisabeth Preuß,
Prof. Dr. Dietrich Grille, Erster Vorsitzender der LFG

Nach Abschluß der Feier in Erlangen begaben sich Mitglieder der Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft unter Führung von Georg Batz sodann noch auf den Johannis-Friedhof zum Grab des Philosophen, um ihn damit an seinem 130. Todestag zu ehren; auch die Stadt Nürnberg gedachte des Jubiläums durch Niederlegung eines Blumengebindes mit Schleifen.


Verfassungstag am 23.05.2002

auf Einladung von Bündnis 90/DIE GRÜNEN
unter Berufung auf den demokratischen Vordenker Ludwig Feuerbach
auf dem Rechenberg in Nürnberg

Aus der Einladung der Franktionsvorsitzenden Christine Stahl:

Anlässlich des Verfassungstages am 23. Mai wird ein kleiner Empfang am Ludwig-Feuerbach-Denkmal mit Szenischer Lesung von Texten Ludwig Feuerbachs durchgeführt.
Ein Gedenktag zu unserer Verfassung muss sich darauf besinnen, dass diese sich auch in schwierigen Zeiten immer wieder bewähren muss. Besonderes Augenmerk legen wir dabei auf die Bürger- und Freiheitsrechte, die es immer wieder zu verteidigen bzw. neu zu gewinnen gilt.
Der bekannte Philosoph und Religionskritiker Ludwig Feuerbach war ein früher Vertreter bürgerlicher Rechte und des Freiheitsgedankens. Er gehörte zu den Vordenkern der modernen bürgerlichen Demokratie und nahm als Beobachter und Journalist 1848 an der Nationalversammlung in der Paulskirche in Frankfurt/M. teil. Ludwig Feuerbach hat lange in Nürnberg gelebt. Das aufklärerische, demokratische Erbe dieses berühmten Nürnbergers möchten wir am 23. Mai in Erinnerung rufen. Weithin unbekannt ist, dass Ludwig Feuerbach schon im 19. Jahrhundert aktiv die Gleichberechtigung der Geschlechter vertreten hat.

Die Veranstaltung wird von der Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft Nürnberg unterstützt, der ich schon hier für die Bereitstellung der Texte und die freundliche Zusammenarbeit danken möchte.

Mit freundlichen Grüßen

Christine Stahl

Die Nürnberger Nachrichten berichteten dazu am 24.05.2002:

Diese Veranstaltung wurde von der Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft Nürnberg e.V. aktiv unterstützt; nach einer musikalischer Einleitung hob die Fraktionsvorsitzende Christine Stahl die Bedeutung des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland hervor, in dem sich Vieles wiederfindet, was schon in den 1860er Jahren von dem überzeugten Demokraten Ludwig Feuerbach gefordert wurde. Da bis heute diese Forderungen teilweise unerfüllt sind, etwa im Hinblick auf gleiche Bildungschancen oder die Gleichberechtigung der Geschlechter, oder hinsichtlich der Frage der Trennung von Religion und Staat, wie sie das Grundgesetz vorsieht, besteht nach wie vor Anlaß, dieses freiheitliche wie soziale Gedankengut offensiv zu vertreten.

Die Fraktionsvorsitzende Christine Stahl und Prof. Werner Schuffenhauer

Prof. Dr. Werner Schuffenhauer aus Berlin vom Vorstand der Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft, der Herausgeber der Gesammelten Werke im Akademie-Verlag, hob in seinem Grußwort zur Vita des Philosophen vor allem dessen politische Aktivität gerade auch in Nürnberg hervor.


Prof. Schuffenhauer bei seinem Grußwort

Wir freuen uns, Ihnen hier die Rede von Prof. Dr. Werner Schuffenhauer in Gänze zitieren zu können:

Prof. Dr. Werner Schuffenhauer
Begrüßungsansprache zum Verfassungstag am 23. 5. 2002
an der Feuerbach-Gedenkstele auf dem Rechenberg in Nürnberg

"Der Vorstand der Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft Nürnberg hat mich gebeten, für die Gesellschaft das Wort zu nehmen. Die Feuerbach-Gesellschaft, sehr geehrte Frau Stahl, begrüßt Ihre Initiative, das so gewichtige geschichtliche Datum des Verfassungstages in diesem Jahre zum Anlaß einer Rückbesinnung – und dies zumal an historischer Stätte – auf den großen deutschen Philosophen des 19. Jahrhunderts zu nehmen.

Das Leben und Wirken Ludwig Feuerbachs – des vierten Sohnes von Paul Johann Anselm von Feuerbach, der als Rechtswissenschaftler und Strafrechtsreformer für Bayern hochverdienstlich wirkte – vollzog sich in enger Verbindung mit den geschichtlichen Entwicklungen unseres Heimatlandes und auch besonders in Mittelfranken. 1804 in Landshut geboren, vollzog sich seine Jugend- und Schulzeit entsprechend den wechselnden Stellungen des Vaters in Landshut, Bamberg, München und vor allem in Ansbach. Er studierte in Heidelberg, in Berlin, wo er unmittelbarer Schüler des Philosophen G. W. F. Hegel war, und schloß sein Studium im hier benachbarten Erlangen ab, wo er zum Doktor der Philosophie promovierte und dann bis 1836 als Privatdozent wirkte. Während seiner Studentenjahre war er Anhänger der oppositionellen und alsbald verbotenen Burschenschaftsbewegung, die sich die Überwindung der restaurativen Verhältnisse und kleinstaatlichen Zersplitterung Deutschlands auf die Fahnen geschrieben hatte. In Erlangen vermochte der junge, hochbefähigte Philosoph mit seinen neuartigen, kritischen Auffassungen, obwohl durch zahlreiche Veröffentlichungen, insbesondere zur Geschichte der Philosophie, bereits weithin bekannt und anerkannt, nicht sein Glück zu machen. Wegen der fortwährenden Verweigerung einer akademischen Anstellung zog er sich von der Universität zurück, um sich als Privatschriftsteller in sehr bescheidnenen Lebensumständen durchzuschlagen. Er lebte fortan bis 1860 in Bruckberg bei Ansbach, wo er seine Frau Bertha fand und eine Familie gründete. Zwei Töchter wurden ihm alsbald geboren; die zweite starb zweijährig. In Bruckberg entstanden seine bedeutendsten, weit über Deutschland hinaus als geradezu umwälzend angesehenen Werke, wie vor allem "Das Wesen des Christentums" von 1841, die "Vorläufigen Thesen zur Reformation der Philosophie" und die "Grundsätze der Philosophie der Zukunft" von 1842/43. Zunächst hatte Feuerbach an der Seite der Junghegelianer gewirkt. Mit den genannten Schriften wurde er zunehmend zu einer geistigen Führungsgestalt der oppositionellen Bewegung des Deutschen Vormärz. Als die bürgerlich-demokratische Revolution 1848 ausbrach, finden wir ihn an der Seite der konsequent-demokratischen Kräfte. Alle seine Hoffnungen setzte er auf die verfassungmäßige Sicherung der errungenen demokratischen Freiheiten und Rechte des Volkes im Blick auf einen Übergang von der konstitutionellen Monarchie zur demokratischen Republik. Entsprechend erschütterte ihn dann die gewaltsame Niederschlagung der Revolution und die Wiedererrichtung des verhaßten monarchischen Prinzips mit all den auch für die Wissenschaften, für die Freiheit von Lehre und Forschung verbundenen Restriktionen und Repressalien. Aber Feuerbach war Realist und Vertreter eines historischen Optimismus. Ende der Fünfziger und in den sechziger Jahren nahm er regen Anteil am Wirken der demokratisch orientierten Kräfte der Volkspartei für die deutsche Einigung. Feuerbachs philosophisches Schaffen war in diesen Jahren nun unlöslich mit Nürnberg verbunden. Er war hier – ganz gemäß seiner Forderung nach einem engen Bündnis von Philosophie und Naturwissenschaften – ein angesehenes Mitglied der Naturhistorischen Gesellschaft, wie er auch Mitglied und Ehrenmitglied des hiesigen Bürgervereins war.

In seinen philosophischen Arbeiten besonders der Nürnberger Zeit reflektierte er die im Gefolge der Industriealisierung und Kapitalisierung mächtig hervorgetretene soziale Frage, die Frage der Gleichberechtigung aller Menschen, auch in dem Sinne, daß "allen Menschen werde, was des Menschen ist". Er trat für die Gleichberechtigung der Geschlechter ein und unterstützte die sich entwickelnde Frauenbewegung. Er zeigte sich als Anwalt der vorwärtsdrängenden Jugend und glühte für sein Ideal der "Einheit des Menschen mit der Natur und der Menschen untereinander", worunter er vor allem ein demokratisch verfaßtes, auf gemeinschaftliches Wohlsein gerichtetes, ein friedliches und menschenwürdiges Miteinander – mitmenschliche Solidarität – verstand.

Engagieren wir uns, an welcher Stelle auch immer, für ein solches Ziel, so wahren wir aufs Beste das Vermächtnis des großen Denkers und Menschenfreunds, der hier am Rechenberg nach langer schwerer Krankheit und in Armut vor 130 Jahren, am 13. September 1872, verstarb und unter großer Anteilnahme der Bevölkerung dann auf dem St.Johannis-Friedhof begraben wurde."


Diese demokratische Gesinnung Feuerbachs zitierte sodann ausführlich Schauspieler Erich Ude aus dem Briefwechsel des Philosophen, als dieser an den Verhandlungen 1848 in der Frankfurter Paulskirche teilnahm.


Links Amtsgerichtspräsident Dr. Klaus Oberndörfer, Frau Stahl und Erich Ude bei der Rezitation von Feuerbach-Briefen

Farbfotos 24.05.02: Helmut Walther






Einweihungsfeier

anläßlich der Neufaufstellung
der Gedenktafel von Fritz Zadow
am 11.04.1999 auf dem Rechenberg in Nürnberg

Für Sonntag, den 11.04.1999, hatten die Stadt Nürnberg, der HVD Nürnberg und die Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft Nürnberg e.V. zur Feier anläßlich der Neuaufstellung und Wiedereinweihung der im Jahr 1906 von Fritz Zadow geschaffenen Gedenktafel auf den Rechenberg in Nürnberg geladen. Nach langen Bemühungen war es dem HVD Nürnberg, der die Tafel in Obhut hatte, im Verein mit der Stadt Nürnberg gelungen, einen neuen Standort für eines der wenigen Denkmäler, die in Deutschland zu Ehren von Ludwig Feuerbach existieren, zu finden: am gleichen Ort, wo einst das Wohnhaus Feuerbachs stand, an dem die Gedenktafel einst angebracht war - wir können Ihnen hier das 1916 abgerissene Wohnhaus mit der Gedenkplatte auf alten Fotografien zeigen - und ganz in der Nähe des nach dem Ersten Weltkrieg zu Ehren Feuerbachs errichteten Kenotaphs


Prof. Dr. Schuffenhauer bei seinem Festvortrag


Zunächst stimmte Professor Dr. W. Schuffenhauer, der Herausgeber der Werke Feuerbachs, in der Sternwarte auf dem Rechenberg das zahlreich erschienene Publikum mit einem Vortrag zu Leben und Werk Feuerbachs ein. Die von Feuerbach so geschä:tzte Natur zeigte sich bei der anschließenden Enthüllung, die Baureferent Professor Anderle von der Stadt Nürnberg vornahm (Abbildung unten), zwar nicht von ihrer besten Seite, denn es regnete ununterbrochen. Aber das tat dem Interesse des Publikums bei der Einweihungsrede von Dr. Dr. Kahl vom HVD Nürnberg keinen Abbruch, der vor allem das von manchen äußerlichen Schwierigkeiten geprägte Leben Feuerbachs in Nürnberg schilderte.


Dr. Dr. Kahl bei der Einweihungsrede


Umrahmt wurde die Veranstaltung am Denkmal mit Liedern aus dem 19. Jahrhundert, und zur "inneren Erwärmung" trug denn auch auf Flaschen gezogener "Freigeist" und "Feuerwasser" bei.


Prof. Anderle bei der Denkmalsenthüllung


Ausschnitt aus der "Nürnberger Zeitung" vom 12.04.1999

 

Hier können wir Ihnen einige neue Fotos zeigen:

 

 

Die Gedenktafel steht hier linker Hand vom Kenotaph Feuerbachs;
wie auf diesem Bild konnte Feuerbach vom Rechenberg aus auf die Nürnberger Burg blicken.

Farbfotografien: Joachim Goetz und Helmut Fink

 

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