Anselm Feuerbach-Seite

 

Anselm Feuerbach wurde am 12.9.1829 in Speyer geboren und starb am 4.1.1880 in Venedig. Er lebte vorwiegend in Rom, ab 1876 in Venedig.

"Ich weiß, daß ich jetzt reif bin zum Hohen, Antik-Gewaltigen." Mit dieser Selbsteinschätzung kündigte Anselm Feuerbach seiner Stiefmutter Henriette Feuerbach die Arbeit an der "Iphigenie" an, dem ersten großen Werk seiner römischen Jahre(1856-1873). Sie sollten in Feuerbachs Leben die künstlerisch produktivsten werden. Zugleich sind sie Ausdruck seiner tiefen Bewunderung der antiken Kunst und Kultur, von der er als Sohn eines Altertumsforschers von Jugend an beste Kenntnis besaß. Und so entwickelte Feuerbach ein vornehmlich gefühlsbetontes Verhältnis zur antiken Welt, in der er ein höheres, Mensch und Natur vereinendes Lebensideal sah.

 

Lesen Sie auch die Ausführungen von Prof. Werner Schuffenhauer zu Anselm Feuerbach,
die hier anläß der Auffindung eines neuen Feuerbach-Briefes publiziert wurden.

 


Selbstportrait (1854/1858)

 


 

Beginnen wir diese Seite mit einigen Original-Zitaten von Anselm Feuerbach aus seinem hinterlassenen "Vermächtnis", Aufzeichnungen und Briefe, die von seiner Stiefmutter Henriette Feuerbach, geb. Heydenreich, kurz nach seinem Tode in Venedig 1880 im Jahr 1881 herausgegeben wurden. Von dieser sind auch aufschlussreiche Äußerungen über Ludwig Feuerbach in ihrem Briefwechsel überliefert, die wir gesondert zusammengestellt haben:

Henriette Feuerbach in ihren Briefen über Ludwig Feuerbach (In Vorbereitung)

Zum Lebenslauf von Anselm Feuerbach finden Sie viele wichtige Informationen auf der Seite von WIKIPEDIA

Links zu den meisten Bildern von Anselm Feuerbach (meist vergrößerbar) finden Sie weiter unten nach dem folgenden Auszug aus dem "Vermächtnis".

 

Anselm Feuerbach: Ein Vermächtnis, hg. von Henriette Feuerbach,
Verlag von Th. Knaur Nachf., Berlin

Anselm Feuerbach über Ludwig Feuerbach
S. 38/39: "Mein erstes Debut in der Malerei waren zwei Reihen Orden, welche ich auf ein Bildnis des Generals von der Groeben zu malen hatte. Bei dieser Arbeit überraschte mich eines Tages mein Onkel Ludwig, der Philosoph, welcher auf eine Rheinreise begriffen war. Man nahm ihr in Düsseldorf mit Auszeichnung auf, so wohl von Seite der Künstler als auch in dem Hause der Düsseldorfer Verwandter meiner Pflegdame, wo er zu einer Abendgesellschaft eingeladen wurde, was er wohl nur in Rücksicht auf mich annahm und in welcher er sich sichtlich unbehaglich fühlte. Er war zerstreut, sprach wenig und das wenige in hastig hervorgestoßener Weise, wie das so seine Art war, wenn er sich unbehaglich fühlte.
Ich gestehe, daß mich dies zum erstenmal über den Kreis, in dem ich lebte, nachdenklich machte, und nachdem ich soweit gekommen war, fing ich an, das Benehmen meines Onkels einigermaßen zu begreifen.
Andern Tages war er frisch und flink. Als er von mir ging, so eifrig und geschäftig, den linken Arm ein wenig hebend, wie ein Vogel, der auffliegen will, in der rechten Hand sorgsam sein Reisetäschchen tragend, da schaute ich ihm freudig und mit herzlicher Anhänglichkeit nach. Später fand ich in meiner Tasche einen Taler, der vorher nicht darinnen gewesen war."

Zitate zu Zeit, Kunst und Künstlertum:

S. 110: "Gottlob, ich habe ein paar helle Augen im Kopfe, die unmittelbar ins Herz führen, und so stehen meine Eindrücke wie geharnischte Männer in meiner Brust …"

S. 136: "Einen Teil meiner Sentimentalität in Padua hat ein Besuch in Parma bei dem göttlichen Corregio auf dem Gewissen. In meiner großen Angegriffenheit war es mir, als sähe ich Musik mit den Augen, anstatt sie mit den Ohren zu hören. Der Wohllaut des Kolorits hüllte mir die Sinne ein."

S. 140/141: "Es ist so: Der deutsche Künstler fängt mit dem Verstande und mit leidlicher Phantasie an, sich einen Gegenstand zu bilden, und benützt die Natur nur, um seinen Gedanken, der ihm höher dünkt als alles äußerlich Gegebene, auszudrücken. Dafür nun rächt sich die Natur, die ewig schöne, und drückt einem solchen Werke den Stempel der Unwahrheit auf. Der Grieche, der Italiener hat es umgekehrt gemacht; er weiß, daß nur in der vollkommenen Wahrheit die größte Poesie ist. Er nimmt die Natur, faßt sie scharf ins Auge, und indem er an ihr schafft und bildet, vollzieht sich das Wunder, welches wir Kunstwerk nennen. Das Ideal wird zur Wirklichkeit und die Wirklichkeit zur idealen Poesie. So etwas kann man nur in Italien lernen und begreifen. Eine Ahnung hiervon ist von Anfang an in meiner Natur gelegen, jetzt hat sie Gestalt gewonnen und ist zur schönen Gewißheit geworden."

S. 258: "Was mich betrifft, so bin ich weise geworden und sehe vieles ein. Illusionen habe ich keine mehr; überzeugen kann ich die Welt nicht in diesem kurzen Leben, nicht weniger mit ihr unterordnen. Über den Rest wollen wir uns nicht den Kopf zerbrechen.

S. 252: [1876 hatten sich Anselm und Henriette Feuerbach in Nürnberg niedergelassen.]
"Ich schreibe in Nürnberg, wo wir uns im Sommer 1876 niedergelassen haben … Ich strebte nach dem doch immer noch künstlerisch angehauchten Bayern; und da ich aus verschiedenen Gründen nicht nach München wollte, so lag das alte Nürnberg, an das mich liebe Jugenderinnerungen knüpfen, am nächsten. Daß meine Mutter sich dem anschloß, was für meine Kunst das förderlichste erschien, war ihr natürlich. … Ein monumentaler Auftrag der Nürnberger Handelskammer für die Ausschmückung ihres Saales im neuen Justizpalast hat mich in Nürnberg begrüßt, was ehrenvoll und erfreulich ist.*"

S. 267: [21.12.1879, kurz vor seinem Tode] "Glaube mir, nach fünfzig Jahren werden meine Bilder Zungen bekommen und sagen, was ich war und was ich wollte."

S. 270/271: "LETZTE AUFZEICHNUNG

Wer dient seinem Vaterlande besser, derjenige, welcher den Mut hat, die Wahrheit zu sagen, oder derjenige, welcher die auffälligsten Gebrechen mit patriotischer Lüge überklebt?
Viel heiter Belehrendes habe ich meinem Vaterlande in meiner Kunst geboten. Es hat mich nicht aufgenommen und ist andern Künsten nachgegangen.
Nicht meine Schuld ist es, wenn die Blüte meiner Kunst nicht voll und freudig in das Dasein getreten ist. Was die gütige Natur mir in die Seele legte, das hat die Härte und das Unverständnis meiner Zeitgenossen in seinem Wachstume aufgehalten und verkümmert.
Dieses wollte ich sagen, nicht um meiner selbst willen – was würde es mir jetzt noch nützen? – aber um der Wahrheit willen und für künftige Zeiten. Denn die Gerechtigkeit wohnt in der Geschichte, nicht im einzelnen Menschenleben.

1879"


Gedenktafel für Anselm Feuerbach aus dem Jahr 1911

Maurizio Brunacci, ein Nachkomme von Lucia Brunacci, hat uns dankenswerter Weise das nachfolgende Foto der Gedenktafel zu Ehren des Malers zur Publikation auf unserer Webseite zur Verfügung gestellt. Lucia Brunacci war nach "Nanna" (Anna Risi) Anselms zweites und letztes römisches Modell, mit dem er 14 Jahre arbeitete.
In kurzen Worten, wie es zu diesem "Tod in Venedig" kam:
"Im Mai 1877 traf er wieder zu längerem Aufenthalt bei der Mutter in Nürnberg ein. Eine ehrenvolle Begrüßung durch die Künstlerschaft der Stadt und der Auftrag der Handelskammer, ihren Sitzungssaal mit einem großen Gemälde der Privilegienertheilung an die Nürnberger Kaufmannschaft [532] durch Ludwig den Baier zu schmücken, boten freundlichen Willkomm. In Venedig wollte der Meister die Arbeit ausführen. Ehe er sie dort im Winter 1877/78 begann, besuchte er noch einmal, zum letzten Male, Rom, vom Zauber der Stadt von neuem mächtig ergriffen. Im Kaiser Ludwig-Bild schilderte er in lichten Farben auf goldenem Grund den im Auftrag gewünschten Vorgang, aber nicht zur Zufriedenheit der Besteller, die ein theatralisches Schaustück erwartet hatten.
In Venedig entstand dann das sog. Concertbild der Nationalgalerie. Der tragische Tod der vier dargestellten Musikanten, die sämmtlich ertranken, unterbrach die Arbeit längere Zeit, dann vereitelte Feuerbach’s eigenes Hinscheiden ihre Vollendung. Inzwischen hatte der Künstler in Wien seine Entlassung erwirkt, aber der Ausführung des großen Deckenbildes widmete er seine ganze Kraft. Im März 1879 ging der Titanensturz vollendet nach Wien ab. Auch ohne die ganz verkehrte provisorische Aufstellung hätte das Werk trotz mancher Concessionen an den Stil der zeitgenössischen Historienmalerei bei den Wienern keine Gnade gefunde. Der Makartcultus hatte sich gerade in dieser Zeit bis zur Tollheit gesteigert. In München ging es im Herbst des gleichen Jahres nicht besser. Trotzdem dachte F. damals, ermuthigt durch den Ankauf seiner „Medea“ durch König Ludwig II. an seine Uebersiedlung nach der Isarstadt, er besprach den Plan bei einem letzten Besuch mit der Mutter. Es sollte nicht dazu kommen. Oefters wiederkehrende Krankheitsanfälle hatten des Meisters Gesundheit in den letzten Jahren schwer erschüttert. In der Nacht Vom 3. auf den 4. Januar 1880 erlag er in Venedig einem Herzschlag." (Quelle: http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Feuerbach,_Anselm)

Links zu den Seiten von Lucia Brunacci (in ital. Sprache)
Lucia Brunacci (1848 - 25.3.1931) sposa Cesare Preti il 9.11.1865 fu modella dal 1867 al 1880 del pittore tedesco ANSELM FEUERBACH (12.9.1829 - 4.1.1880)
Lucia Brunacci ed Anna Risi modelle del pittore tedesco Anselm Feuerbach
Spendenaufruf für die Errichtung der Gedenktafel

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Das Grab auf dem Johannisfriedhof:
http://www.kreudenstein-online.de/Querdenker/Feuerbach/feuerbach_anselm_grab.htm

Karl Werner: Feuerbach, Anselm. In: Allgemeine Deutsche Biographie


Dass der Maler mit seinem Zitat vom 21.12.1879 recht behalten sollte, hat sich erwiesen; die besten Museen stellen heute seine Bilder aus und sind stolz darauf – und so finden sich die meisten Bilder von Anselm Feuerbach auch im Internet; ich habe für Sie viele Links zu einzelnen Bildwerken zusammengestellt, die Sie nur noch anzuklicken brauchen:

"Selbstbildnis" (1847): Kunstmuseum Basel

Selbstportrait (1854/1858): Eremitage Petersburg

Drei Selbstportraits (1852/1854/1873) bei ArtRoots-com

"Nana" (1860): bei Wikipedia

"Nana" (um 1861): Neue Pinakothek München

Der Garten des Ariost (1863): Intofineart

"Paolo und Francesca" (Ölgemälde, 1864): Schack-Galerie München

"Badende Kinder"(1863/64): Synästhesie-Verlag

Mandolinenspielerin (1864): Uni München

"Bildnis Frau von Guaita" (1865): Kunsthalle Kiel

"Der Märchenerzähler" ("Hafis", 1866): Ausstellung Speyer

"Im Frühling" (1868): Kunsthalle Kiel

"Mandolinenspieler" (1868): Kunsthalle Bremen

"Am Strande" (1870): Kunstmuseum Basel

"Ruhende Nymphe" (1970): Germanisches Nationalmuseum Nürnberg

"Medea" (1870): Neue Pinakothek München

"Iphigenie"(1871): Staatsgalerie Stuttgart

Anselm Feuerbach bei Androom Archives (englisch) mit weiteren wichtigen Bildern (vergrößerbar):
'Hafis vor der Schenke'.  (1852, Mannheim: Kunsthalle)
'Maria mit dem Kind zwischen musizierenden Engeln'.  (1860, Dresden: Gemäldegalerie Neue Meister)
'Bildnis einer Römerin (Nanna)'.  (1862, München: Schack-Galerie)
'Iphigenie'.  (1862, Darmstadt: Hessisches Landesmuseum)
'Paolo und Francesca'.  (1864, München: Schack-Galerie)
'Bianca Capello'.  (1864/1868, Hamburg: Kunsthalle)
"Iphigenia".  (1870, Winterthur: Oskar Reinhart Foundation)
'Medea mit dem Dolche'.  (1871, Mannheim: Kunsthalle)
'Selbstbildnis'.  (1873, Berlin: Nationalgalerie)

Anselm Feuerbach bei Bildindex.de (deutsch) mit weiteren Bildern (vergrößerbar):
"Henriette Feuerbach" (Stiefmutter des Künstlers, 1867, Heidelberg, Kurpfälzisches Museum)
"Mirjam" (1862, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Nationalgalerie, A I 1101)
"Ricordo di Tivoli" (1866/1867, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Nationalgalerie, A I 732)
"Zwei Damen im Park" (1867, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Nationalgalerie, D.B. 24)
"Das Gastmahl. Nach Platon (zweite Fassung)" (1871-1874, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Nationalgalerie, A I 279)
und viele andere mehr!!!

Anselm Feuerbach bei ARTCYCLOPEDIA (englisch)

 

In diesen Tagen (Mai 2008) wurde ein Bild Anselm Feuerbachs, "Brustbild einer Römerin" (um 1859) beim Kunsthaus Lempertz versteigert. Der Auktionsbericht findet sich im Internet bei www.kunstmarkt.com und berichtet von der Versteigerung dieses Bildes:

Details:
Öl auf Leinwand
75 x 62,5 cm
Taxe: 40.000 - 50.000 EURO
Zuschlag: 45.000,- EURO
Losnummer: 1404

"Der Kampf zweier herausragender deutscher Künstler, die wirklich Maßstäbe setzten, ging zugunsten Anselm Feuerbachs aus. Bei 45.000 Euro reüssierte sein melancholisches Portrait einer Römerin aus der Zeit um 1859, die bei ihm im selben Haus wohnte (Taxe 40.000 bis 50.000 EUR)."


Feuerbach-Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz


Vom 15. September 2002 bis zum 19. Januar 2003 war Anselm Feuerbach
zu Gast im Historischen Museum der Pfalz.

Historisches Museum der Pfalz, Domplatz, 67346 Speyer
Feuerbachhaus, Allerheiligenstraße 9, 67346 Speyer

Der in Speyer geborene Künstler gehört zu den bedeutendsten deutschen Malern des 19. Jahrhunderts. Neben Arnold Böcklin zählt er zu den Deutsch-Römern, die von der Kunst der Antike beeinflusst waren. Die Ausstellung "Anselm Feuerbach" war die erste große Retrospektive des Malers seit der Präsentation 1976 in Karlsruhe. Mit mehr als 90 Gemälden und Zeichnungen aus über 30 europäischen Museen zeigte das Historische Museum der Pfalz eine einzigartige Zusammenstellung der Werke des Malers. Feuerbachs bekanntestes Gemälde, die "Iphigenie" von 1871, war einer der Höhepunkte der Präsentation.


Feuerbach-Haus in Speyer

Anselm Feuerbach-Austellung im Internt.
Feuerbach-Haus in Speyer im Internet

Der SPIEGEL berichtet in seiner Ausgabe Nr. 38 vom 16.09.2002 zur gleichen Ausstellung:

AUSSTELLUNGEN

Die Schöne und
das Genie

Dass in Venedig gerade die Cholera tobte, hielt den jungen deutschen Maler Anselm Feuerbach (1829 bis 1880) nach seiner Ankunft 1855 nicht davon ab, sich zu amüsieren – es sollte die Syphilis sein, mit der er sich ansteckte. Als Künstler sollte er bald wieder aufleben;

"Nanna"
von Feuerbach (1861)

in Rom fand er wenige Jahre später seine Muse: Anna Risi, die Frau eines Schusters. Sie verkörperte für den antikeseligen Künstler die klassische Schönheit. Für ihn hieß die Frau, die wegen des deutschen Malers Mann und Kind verließ, "Nanna". Jahrelang malte er sie immer wieder, vorzugsweise im eindrucksvollen Profil. Heute gilt sie als eines der berühmtesten Gesichter der Kunstgeschichte. Auch die große Feuerbach-Retrospektive im Historischen Museum in Speyer kommt nicht ohne die legen dären Nanna-Porträts aus (bis 19. Januar 2003). Die echte Nanna gab Mitte der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts Feuerbach den Laufpass und reiste mit einem wohlhabenden Briten gen Süden. Als sie wenige Jahre später zur Bettlerin heruntergekommen war und den Ex-Geliebten in Rom traf, erhob der nur abwehrend die Hand. Sie habe "sich an meinem Genius versündigt", schrieb er - und hatte sich ohnehin schon wieder eine neue Schönheit von der Straße geholt.

Die Nürnberger Nachrichten vom 29./30.09.2002 berichten in ihrem Feuilleton dazu:


 

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