Ludwig-Feuerbach-Medaille
von Friedrich Zadow (1906)


Zu Friedrich Zadows Medaille von Ludwig Feuerbach, wohl aus dem Jahre 1906, im Besitz von Herrn Ministerialrat Hans-Jürgen Stubig, Rheinbach, Mitglied der Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft Nürnberg, dem wir für einige Abbildungen und die Publikationsgenehmigung derselben danken. Herr Stubig übermittelte dazu die folgenden Informationen:


Foto: Monika Stubig

Friedrich (Fritz) Karl Zadow, Bildhauer und Medailleur, lebte vom 14.5.1862 bis zum 30.11.1926. In Nürnberg hat Zadow als Bildhauer u.a. 1897 die Bronzefigur auf dem Burgschmietbrunnen (Standort: Nürnberg, Neutorgraben) entworfen und der Nymphenbrunnen aus dem Jahre 1895 (Standort: Nürnberg, Aufseßplatz) stammt ebenfalls von ihm.

Als Medailleur fertigte Zadow 1906 anlässlich der Hundertjahrfeier der Zugehörigkeit Nürnbergs zu Bayern eine doppelseitige Bronzegussmedaille an. Auf der Vorderseite zeigt die Medaille ein Porträt des Prinzregenten Luitpold von Bayern (1821 – 1912) und die Rückseite ist mit neun Zeilen Schrift und den beiden Stadtwappen versehen (siehe die folgende Abbildung). Sie ist – wie bei Zadow üblich – mit "FZ" signiert und hat einen Durchmesser von 75 mm.


Foto: Monika Stubig

Im Rahmen des Gestaltungsprozesses für die Gedenktafel am Feuerbachhaus am Rechenberg fertigte Fritz Zadow auch eine Bronzegussmedaille mit einem Porträt Ludwig Feuerbachs.

Zur Gedenktafel von Fritz Zadow findet sich bei dem Feuerbach-Biografen Dr. Adolph Kohut folgendes: "Nürnberg, die altberühmte Stadt der deutschen Kunst und des Kunstgewerbes, zu deren Ruhm Ludwig Feuerbach nicht minder ein Scherflein beigetragen, hat den Philosophen und sich selbst geehrt, indem sie, am Sterbehaus des großen Denkers am 14. Juni 1906 am Rechenberg, dem Feuerbachhause, wo der Philosoph 12 Jahre gelebt hat, eine von dem Nürnberger Kunstbildhauer Fritz Zadow modellierte Ehrentafel anbringen ließ, die unter dem wohlgelungenen Relief Feuerbachs die folgende Inschrift trägt:

‚Ludwig Andreas Feuerbach, geboren zu Landshut 1804, gestorben zu Nürnberg 1872, wohnte am Rechenberg im Jahre 1860 bis zu seinem Tode. Gewidmet von der Stadt Nürnberg im Jahre 1906.’" (vgl. hierzu Kohut, Adolph: Ludwig Feuerbach. Sein Leben und seine Werke. Fritz Eckardt Verlag, Leipzig, 1909, Seite 384-385).

Bei Kohut findet sich auch das nachfolgende Reliefbild Ludwig Feuerbachs.


Foto: Monika Stubig / Quelle: Alfred Kohut

Dieses Reliefbild Feuerbachs, so schreibt Kohut in seinem Vorwort zu seiner Ausgabe aus dem Jahre 1909 (S. IX), wurde ihm von Fritz Zadow übermittelt "in liebenswürdigster Weise, zur Benutzung für mein Werk überlassend".

Die Zadow-Medaille (vermutlich die Vorlage für die Auftragserteilung der Gedenktafel; Foto siehe ganz oben) zeigt ein nahezu identisches Porträt Feuerbachs wie die Gedenktafel. Neben dem Porträt Feuerbachs trägt die Medaille die Inschrift

"LUDWIG . ANDREAS . FEUERBACH A . D . 1906 ".

Auch sie ist mit "FZ" signiert und hat einen Durchmesser von 104 mm. Die Personenmedaille ist damit eine der ältesten (wenn auch nicht die älteste) jemals aus Künstlerhand gefertigte Medaille mit einem Porträt von Ludwig Feuerbach. Durch ihre Parallele zur Gedenktafel am Rechenberg (gleicher Künstler, gleiches Herstellungsjahr und gleiches Porträt) hat sie einen besonderen Wert. Die Medaille ist in einem vorzüglichen Zustand.

Soweit die Mitteilungen von Herrn Stubig, für die wir uns herzlich bedanken ebenso wie bei seiner Ehefrau Monika Stubig, die uns so qualitativ hochwertige Fotografien zur Verfügung gestellt hat.

Die Forschungen unseres Mitglieds Dr. Alfred Kröner zum selben Thema erbrachten das folgende Ergebnis:

Nach dem Tode Ludwig Feuerbachs hatte sein Jugendfreund (?) und Verehrer Theodor von Cramer-Klett im Jahre 1872/73 ein Grabmal aus gelblichem Sandstein gestiftet. Das Aussehen dieses Steins zeigt die folgende Abbildung links:


Das alte Grab


Das Grab heute (Foto Helmut Walther)

Es liegen zwei Fotografien zu Grunde, die ich aus dem Stadtarchiv Nürnberg unter der Signatur Johannisfriedhof FiVer/F. 134/135 erworben habe. Wie daraus zu ersehen, ist in der Mitte des pyramidenförmigen Aufbaus eine Relief-Feuerbach-Medaille angebracht. Nach den meist zuverlässigen Angaben des Biografen Bolin wurde sie von dem mit der Familie Feuerbach in Beziehung stehenden Johann Schreitmüller gefertigt (Bolin-Jodl, Ausgewählte Briefe, Biografische Einleitung S. 207). Im Übrigen hatte dieser bereits 1864 oder auch früher eine Büste von Feuerbach gefertigt (Brief vom 30.9.1864, GW 21 S. 135), die ebenfalls bei Kohut auf S. 395 abgedruckt ist.

Das ehemals am Johannisfriedhof stehende Grabmal ist Ende der fünfziger Jahre des 20. Jh. oder um 1960 eingelegt worden, weil nach Auskunft der Friedhofsverwaltung im Bereich des Feuerbachgrabes nur liegende Grabsteine sich befinden sollten. Meine eingehenden Nachforschungen über den Verbleib der Steine des Grabmals blieben erfolglos, ebenso eine genaue Aufklärung des Sachverhalts. Sicher ist nur, dass der neue liegende Grabstein mit dem Medaillon aus dem alten Grabmal versehen wurde. Dieses von Schreitmüller gefertigte Medaillon befindet sich noch heute auf dem Grabstein, wie die Abbildung oben rechts zeigt. Im Folgenden eine genaue Fotografie dieses Medaillons, die wir Frau Stubig verdanken:


Foto: Monika Stubig

Ein Vergleich des Medaillon von Schreitmüller und dem von Friedrich Karl Zadow legt nahe, dass sich dieser an die Darstellung Schreitmüllers angelehnt hat.

Abschließend sei darauf verwiesen, dass ich in Aufklärung und Kritik 1/2004 S. 164 – 170 einen Aufsatz mit dem Thema "Ludwig Feuerbach und die Stadt Nürnberg. Gedenken und Denkmäler" veröffentlicht habe, wo auch die reliefartige Gedenktafel von Zadow ausführlich behandelt ist.

Soweit die Ergebnisse von Dr. Alfred Kröner; wie die verschiedenen Abbildungen vermuten lassen, hat Zadow wohl die Schreitmüllersche Darstellung als Vorlage benutzt, aber seine Arbeit weist schon bei der Gedenkplatte erhebliche Unterschiede zur Vorlage Schreitmüllers auf, wie ein einfacher Vergleich zeigt. Frisur und Bart sind erheblich stilisierter, Mund- und Augenpartie sind auf eigene Weise ausgearbeitet – so dass man hier wohl von einer eigenen Schöpfung Zadows auszugehen hat – nicht umsonst wird wohl auch im Text von Dr. Kröner, A&K 1/2004 auf S. 165, hervorgehoben, dass schon damals die Feuerbach sehr ähnliche Darstellung gelobt wurde, die m.E. den Ähnlichkeitsgrad von Schreitmüllers Grabplatte übertrifft.


Foto: Helmut Walther

Noch höher scheint der Abstraktionsgrad des Zadow-Medaillons von 1906 sowohl gegenüber dessen Gedenkplatte von 1906 wie noch mehr im Hinblick auf Schreitmüllers Medaillon zu sein; die Linienführung wird noch einmal "klarer" und vereinfachter gegenüber der Gedenkplatte, und so muss dieses Medaillon sicher als eine durchaus eigenständige Darstellung Zadows gewertet werden. (Weitere Fotografien und die Beschreibung Kohuts zum alten Grabstein finden sich auf der Seite "Biografie – Nürnberg" sowie im "Pressearchiv 1999-2002")

Bearbeitung der Seite: Helmut Walther