Georg Batz ist am 3. Juli 2008 im Alter von 55 Jahren verstorben.

Die Trauerfeier fand im Kreis der Freunde am 8. Juli 2008 in Nürnberg statt.

 

 

Geboren 1952 in Röttenbach wuchs Georg Batz katholisch auf und war Ministrant, später wollte er sogar Jesuit werden, trat aber noch in seiner Schulzeit aus der Kirche aus, wurde rückfällig und kehrte reumütig in den Schoß der Kirche zurück. Erst sein baldiger zweiter Austritt war endgültig. In Höchstadt und Bamberg besuchte er das Gymnasium und war ein sehr guter Schüler mit hervorragenden Noten. Nach dem Abitur studierte er zunächst an der Erlanger Universität Physik und Mathematik, wechselte aber bald zur Germanistik und zur Geschichte. Sein besonderes Interesse galt der Religions- und Geistesgeschichte, mit dem Magister schloß er das Studium ab.

Während des Studiums arbeitete er als freier Journalist, und er begann Veranstaltungen zu organisieren und führte Filme vor; im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit und des Bundes für Geistesfreiheit. Außerdem wurde er politisch in der FDP aktiv.

Vor 25 Jahren begann er mit den Seminaren, die er für die Thomas-Dehler-Stiftung organisierte. Er hatte ein gutes Gespür für Themen, die ein interessantes Seminar versprachen. Mit unglaublichem Fleiß sichtete und las er die Literatur zu einem Thema, um die geeigneten Referenten zu finden. So erschloß er sich immer wieder neue Themen und erwarb sich ein umfassendes Wissen. So nebenbei entstand auch eine große Bibliothek.

Georg Batz konnte weltanschaulich, religiös und politisch ganz unterschiedliche Menschen und Organisationen zusammenführen, was dann auch für seine Arbeit für die Thomas-Dehler-Stiftung prägend war. Er konnte schnell und effizient organisieren und Kontakte herstellen.

Geistesfreiheit und die Freiheit der Meinungsäußerung waren ihm immer ganz besonders wichtig und Leitmotive seiner Arbeit. Dabei hielt er sich nicht an das, was man heute ‚politisch korrekt’ nennt. Das gilt für die Themenwahl und besonders für die Einladung der Referenten. Es war liberale Bildungsarbeit im besten Sinne, ein Refugium der freien Rede und der Aufklärung.

Anderen Meinungen, die man für schädlich hält, sollte mit Argumenten und nicht mit Autorität und dem Abbruch der Diskussion begegnet werden, und sie sollten nicht mit Gewalt unterdrückt werden – wie es Bertrand Russell in seinen 10 Geboten eines Liberalen fordert.

Die Einladung auch von Außenseitern rief immer wieder Proteste und Kritik hervor. Den Teilnehmern wurde ermöglicht, auch Außenseiterpositionen authentisch vermittelt zu bekommen. Auch das machte die Seminare spannend, lebhaft und vermittelte viele neue Einsichten. Zahlreiche Referenten, die bis dahin isoliert waren, lernten sich auf den Seminaren kennen. Vieles hat sich daraus in der Zwischenzeit entwickelt.

Manche Initiativen konnten nur durch seine Vorarbeit entstehen. Georg Batz hatte die Netze geknüpft, die Neues tragen können, und viele seiner Impulse wirken heute in vielfältiger Weise fort. Nicht wenige Referenten und Teilnehmer haben ihm wesentliche Impulse für die eigene Entwicklung zu verdanken.

In "seinen" Seminaren wurden viele wichtige Vorträge gehalten, die es wert warten, veröffentlicht zu werden. Daraus entstand seine Idee, eine ‚Zeitschrift für freies Denken und humanistische Philosophie’ zu gründen, die von der damals neu gegründeten Gesellschaft für kritische Philosophie herausgegeben wird. Die Thomas-Dehler-Stiftung hat da wichtige Starthilfe geleistet. Die Zeitschrift erhielt den programmatischen Namen "Aufklärung und Kritik". Daneben war er seit der Gründung der Gesellschaft für kritische Philosophie deren Vorsitzender und er hielt fast wöchentlich Vorträge.

Sein Interesse für Ludwig Feuerbach führte vor 10 Jahren zur Idee, die Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft zu gründen, die sich dem Andenken Ludwig Feuerbachs widmet. Zuletzt hat er sich unermüdlich dafür eingesetzt, daß auch der letzte Band der von Prof. Schuffenhauer besorgten Gesammelten Werke Ludwig Feuerbachs bearbeitet und fertiggestellt werden konnte.

Bei all diesen Tätigkeiten schonte er sich nicht, und so traten bereits vor einigen Jahren Probleme mit dem Herzen auf, im Mai des Jahres zog er sich eine Hirnblutung zu, an der er am 3. Juli schließlich verstorben ist.

[Aus der Trauerrede von Bernhard Wieser]



Zum Tode des Philosophen Georg Batz: Eine Gründergestalt ist verglüht.

Eine Würdigung von Prof. Dr. Dietrich Grille

 

Die philosophischen Reden und Schriften von Georg Batz zeigen ihn als kritischen Rationalisten in der Tradition von Karl Popper und Ernst Topitsch (der viele Jahre hindurch als Ehrenpräsident der Gesellschaft für kritische Philosophie ein gutes Zeugnis für diese, vor allem aber doch auch für ihren Gründer abgelegt hatte).

Dank seiner geistigen Unermüdlichkeit hatte er ganze Bibliotheken als Präsenzwissen verfügbar. Das genügte ihm nicht. Wer von uns im Internet surfte, bemerkte es bald – Georg Batz war schon da. Ein Denker der Gegenwart, ja, ein Seher des Kommenden! Gleichzeitig aber ein Homo faber, der buchstäblich alles zu organisieren verstand, dessen die Gegenwartskultur bedarf: Gesprächskreise, Vortragszyklen, Benennung von Straßen und Plätzen, Medienecho, eine Handbibliothek, umfangreicher als die mancher Abtei, vor allem aber die seit 1994 in Nürnberg erscheinende, aber über die Grenzen Deutschlands hinaus gelesene Philosophie-Zeitschrift "Aufklärung und Kritik". Wenn an anderen Stellen ganze Institute erforderlich sind, um die von Georg Batz versorgten Arbeitsfelder zu beackern, liegt es daran, dass er sich auch in Kollektive eingebracht hat, die weder Basis noch Folgewirkungen der Gesellschaft für kritische Philosophie oder der Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft sind, sondern parallelgeschaltet wirken. Hier sind zu nennen der Bund für Geistesfreiheit, die Interessengemeinschaft freier Bestattungs- und Feierredner und die Gesellschaft für humanes Sterben.

Es wäre ein Wunder, wenn Georg Batz nicht auch als Zoon politikon seine Wege erprobt hätte. Jahrzehntelang gehörte er nicht nur als Sympathisant zu den Liberalen. Er war mehrere Jahrzehnte hindurch eingeschriebenes Mitglied der FDP, verstand es, viele Wochenend-Seminare zur Philosophie mit Hilfe der Thomas-Dehler-Stiftung zu realisieren, an denen auch Gelehrte und Politiker aus der DDR teilnehmen konnten, als Zuhörer, aber auch als Referenten. Zuletzt setzte er sich mit großem Eifer für die Existenz des Staates Israel ein.

In meinen Unterlagen habe ich eine Materialsammlung mit dem Datei-Namen "Multi-Batz" gefunden und gelesen. Dieser Name hilft zu verstehen: Jemand, der in seltener Rücksichtslosigkeit dem eigenen Körper seine Leistungen abverlangt hatte, brachte nicht immer die Geduld auf, um "Dissidenten" in seiner Umgebung zu ertragen. Mancher Rücktritt, mancher Austritt von Funktionen und aus Gemeinschaften gehörte für ihn und damit für seine Freunde einfach dazu.

Diese sehen sich in der Pflicht, den Namen von Georg Batz zu ehren, indem sie sein geistiges und sein institutionelles Erbe bewahren.



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